Hallo und herzlich willkommen zum Stadtgespräch! Ich freue mich, dass Sie eingeschaltet haben. Stellen Sie sich vor: Sie reisen 250 Tage durch Deutschland – und Ihr Geldbeutel bleibt leer. Florian Bassfeld hat genau das gemacht.
Florian, schön, dass du heute bei uns bist. Wie kam es zu dieser verrückten Idee?
„Ich habe zunächst ein ganz normales Leben geführt: eine KFZ-Ausbildung gemacht, Maschinenbau studiert und viele Jahre in einem grauen Bürogebäude gearbeitet. Doch irgendwann merkte ich, dass das nicht mein Ding ist. Ich war ausgebrannt und nahm mir ein Jahr unbezahlte Auszeit. Es war ein schwieriges Jahr: Ich verlor fast mein ganzes Erspartes, meine Mutter hatte einen schweren Unfall, und die Beziehung mit meiner Freundin ging auseinander. Ich hatte panische Angst, kein Geld mehr zu haben, und lehnte sogar ein Jobangebot ab, weil ich wusste, dass ich so nicht weitermachen kann. Da kam mir die Idee: Warum nicht ohne Geld durch Deutschland reisen?“
Wie bist du aufgebrochen?
„Ich habe mir ein günstiges Fahrrad geschnappt, hinten einen Rollkoffer befestigt und bin ohne große Vorbereitung losgefahren. Regensachen? Hatte ich nicht. Die Route habe ich immer nur für zwei bis drei Tage im Voraus geplant. Geld verdiente ich mir mit Pfandflaschensammeln. Aber erstaunlicherweise passierte etwas ganz Besonderes: Innerhalb von 48 Stunden, nachdem ich auf Facebook über meine Reise gepostet hatte, meldeten sich über 100 Menschen aus ganz Deutschland, die mich einluden, bei ihnen zu übernachten.“
Du hast gesagt, Betteln war für dich keine Option. Warum?
„Das habe ich mir selbst verboten – ein persönlicher Kodex. Ich wollte mit eigener Kraft durchkommen und mir selbst beweisen, dass ich meine Ängste überwinden kann. Mein schlimmster Albtraum war immer, unter einer Brücke schlafen zu müssen. Aber als ich es schließlich tat, erlebte ich Wunder: Fremde Menschen kamen vorbei, brachten mir Essen oder halfen auf andere Weise.“
Hat Geld in deinem früheren Leben eine große Rolle gespielt?
„Unbewusst ja. Ich dachte immer, wenn ich genug Geld habe, kann ich so leben, wie ich möchte. Aber ich wusste nicht einmal, wie viel ‚genug‘ ist. Während meiner Reise habe ich gemerkt, dass ich ohne Geld genauso glücklich sein kann – vielleicht sogar mehr.“
Was war deine Route?
„Ich startete in Stuttgart, fuhr nach Rheinfelden in der Schweiz, dann am Bodensee entlang, durchs Allgäu, zum Königssee und weiter Richtung Usedom und Rügen. Am Ende war ich in fast allen Ecken Deutschlands unterwegs.“
Was nimmst du aus dieser Reise mit?
„Die wichtigste Erkenntnis: Die Welt ist viel positiver, als man denkt. Und auch ohne Geld kann man weiterkommen. Ich habe gelernt, wie wenig man braucht, um glücklich zu sein, und das hat mein Selbstvertrauen enorm gestärkt.“
Was ist dein nächstes Abenteuer?
„Dieses Jahr geht es nach Großbritannien, wieder ohne Geld – diesmal mit meinem Husky Rocky, den ich aus einer rumänischen Tötungsstation gerettet habe. Es wird eine ganz neue Herausforderung: mehr Gepäck, keine Pfandflaschen, und Großbritannien ist radtechnisch anspruchsvoller.“
Welche Botschaft möchtest du den Menschen mitgeben?
„Glück hängt nicht von äußeren Umständen ab, sondern davon, wie wir sie bewerten. Wer mit wenig auskommt, lernt, die kleinen Dinge zu schätzen – und das macht letztlich glücklich.“
Vielen Dank, Florian, und viel Erfolg auf deiner Reise. Wir freuen uns, dich nach deinem Abenteuer wiederzusehen!
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