Hallo und herzlich willkommen zum Stadtgespräch! Ich freue mich sehr, dass Sie eingeschaltet haben. Heute mit Florian Bassfeld und seinem Hund Rocky. Es sind ganz bekannte Gesichter bei uns, denn du bist ja schon zum dritten Mal hier – dieses Mal mit einer neuen, beeindruckenden Reise.
Ihr habt wieder eine krasse Tour hinter euch gebracht. Wo wart ihr dieses Jahr?
Dieses Jahr ging es ohne Geld von Stuttgart bis zum Nordkap in Norwegen. Und ja, das war eine besondere Reise – mit einem 43 Jahre alten Fahrrad. Das hat tatsächlich durchgehalten! Ich hatte aber vorsichtshalber ein Ersatzrad von der letzten Reise auf dem Anhänger dabei. Das kam auch gleich in Deutschland zum Einsatz, weil eine Speiche gebrochen ist. Danach hat es jedoch problemlos bis oben hin durchgehalten.
Das zeigt doch, dass selbst ein einfaches Supermarkt-Fahrrad so eine Reise schaffen kann, oder?
Ja, ich denke, es liegt daran, dass solche Fahrräder robuster gebaut sind – mit etwas mehr Material, nicht so leicht und dünn. Es hat gut gehalten, obwohl es stark beladen war.
Du hast ja gesagt, es war eine Reise der besonderen Art. Warum war das so?
Es war die dritte Reise dieser Art. Die erste war 2017 – ohne Geld durch Deutschland, damals noch ohne Hund. 2018 ging es dann mit Husky und Fahrrad durch Großbritannien und Irland. Aber Norwegen ist eine ganz andere Liga. Es ist deutlich herausfordernder. Die anderen Reisen waren vergleichsweise leicht.
Warum ist es in Norwegen so schwierig?
Es ist eines der teuersten Länder der Welt. Eine Fahrradtour ohne Geld ist da eine enorme Herausforderung. Die Entfernungen sind gigantisch: Von Stuttgart bis zum Nordkap ist es etwa so weit, wie sechsmal Deutschland vertikal zu durchqueren. Außerdem ist die Küste sehr zerklüftet. Luftlinie wären es vielleicht 4.000 Kilometer, aber durch die ganzen Fjorde und Umwege kommen schnell 5.000 bis 6.000 Kilometer zusammen.
Wie hat Rocky die Reise gemeistert?
Er hat es fantastisch gemacht! Er liebt das Reisen. Ich plane diese Touren immer so, dass wir im Sommer im Norden sind. Hier in Deutschland hatten wir 42 Grad im Sommer, das wäre viel zu warm für ihn. Im Norden können wir dem heißen Wetter entkommen.
Wie hast du die Gastfreundschaft in Norwegen erlebt?
Norwegen hat nur etwa fünf Millionen Einwohner, viel weniger als Deutschland. Alles ist sehr dünn besiedelt. Dementsprechend wurde ich seltener eingeladen. Aber viele Deutsche mit Wohnmobilen haben mich unterstützt, weil sie das Projekt toll fanden.
Gab es Momente, in denen du aufgeben wolltest?
Ja, ab Dänemark wurde es richtig teuer. In Flensburg hatte ich nur noch 40 Cent. Ich dachte: „Okay, wenn ich jetzt noch eine Angel kaufe, habe ich zumindest eine Art Lebensversicherung.“ Ich kaufte eine Angelrute für 40 Euro und schenkte einem Obdachlosen meine letzten 40 Cent. Danach habe ich mit Angeln Geld und Essen verdient.
Wie war der Moment, als du am Nordkap angekommen bist?
Es war unglaublich! Nach all den Herausforderungen wirklich dort anzukommen, war ein unbeschreibliches Gefühl. Besonders verrückt war, dass ich fast die gesamte Reise pleite war. Aber am Nordkap, wo es sehr touristisch ist, bekam ich plötzlich viele Spenden.
Wie geht es jetzt weiter?
Ich schreibe aktuell an einem Buch über meine Reisen, das „Freiheitsdrang“ heißen wird. Es ist ein Crowdfunding-Projekt. Wenn alles klappt, erscheint das Buch vor Weihnachten, und die Unterstützer bekommen ein signiertes Exemplar. Außerdem plane ich eine neue Reise entlang des Iron Curtain Trails, der von Norwegen bis zum Schwarzen Meer führt.
Vielen Dank, Florian, für deinen Besuch und die spannenden Einblicke! Ich wünsche dir viel Erfolg mit deinem Buch und deiner nächsten Reise.
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