Schön, dass Sie da sind! Herzlich willkommen! Es wird eine sehr spannende Sendung, heute Abend live aus dem Herrenkeller in Ulm. Ich freue mich, dass Sie mit dabei sind. Herzlich willkommen! Guten Abend, und guten Abend auch an Sie zu Hause. Ich sage einmal Prost, und das gilt gleichzeitig auch für Florian Bassfeld. Zum Wohl! Herzlich willkommen, schön, dass ihr da seid!
Kurze Frage in die Runde, bevor wir so richtig loslegen: Stellen Sie sich vor, Sie haben kein Geld, nichts, gar nichts, sind abgebrannt. Jemand bietet Ihnen einen Job für 70.000 Euro im Jahr. Wer nimmt den Job an, und wer entscheidet sich dagegen, nach dem Motto: „Nein, ich mache lieber eine Radtour ohne Geld durch Deutschland“?
Die Zuschauer in der Gaststube schweigen gebannt.
Sie sind alle unehrlich! Was ist denn los? Also, ich melde mich mal für den Job. Und wer radelt lieber durch Deutschland, schläft unter Brücken und wagt das Abenteuer? Genau das hat dieser Mann gemacht. Das ist im Prinzip die Zusammenfassung deines Einstiegs, Florian. Du hattest keine Kohle mehr, ein Jobangebot bekommen, und hast gesagt: „Nein, ich mache das nicht. Ich will nicht mehr in einem Angestelltenverhältnis arbeiten.“ Wie schwierig war diese Entscheidung damals, Florian?
Ja, richtig, richtig schwierig. Ich hatte panische Angst, war komplett abgebrannt, und konnte kaum die nächste Monatsmiete zahlen. Dann kommt ein Hoffnungsschimmer, dieses Jobangebot mit 70.000 Euro – wie ein Wink des Schicksals. In der Angst sagt man: „Okay, dann nehme ich das Geld, dann bin ich wieder auf der sicheren Seite. Ich kann ja später noch meine Träume leben.“
Das Jobangebot abzulehnen, war eine Herzentscheidung und die sind manchmal am schwersten. Ich habe gesagt: „Wenn ich dieses Angebot nicht ganz schnell ablehne, lebe ich wahrscheinlich nie meine Träume. Dann habe ich wieder der Angst kein Geld zu haben nachgegeben.“ Früher ging es immer nur um das Thema Geld. Ich habe mir gesagt: „Eines Tages, wenn ich viel Geld habe, dann lebe ich meine Träume.“ Aber ich habe mich nie gefragt, was ich denn tun würde, wenn ich dieses Geld hätte. Das war der entscheidende Fehler.
In dem Moment als ich mich gefragt habe: „Was würde ich mit all dem Geld machen?“, war die Antwort, „ich würde auf eine Radreise gehen!“ Das hat mich dazu bewegt, das Jobangebot abzulehnen. Ich wollte mich nicht mehr von der Angst leiten lassen. Ich habe gesagt: „Ich stelle ich mich jetzt meiner schlimmsten Angst.“ Die war: unter der Brücke zu schlafen und kein Geld mehr zu haben. Und ich habe es dann gemacht, um zu sehen, ob es wirklich so schlimm ist.
Wie würdest du dich selbst bezeichnen? Kurz: Weltenbummler? Oder was gibst du an, wenn man dich nach deinem „Job“ fragt?
"LEBENSROCKER", ist wohl die passendste Berufsbezeichnung. Das sind Menschen, die ihre Träume verwirklichen.
Was sagen die Leute, wenn ihr erzählt, was ihr so treibt?
„Der ist verrückt.“, habe ich oft zu hören bekommen. Aber auf der anderen Seite auch: „Geil, sowas würde ich auch gerne machen.“ Es war beides. Meine Freunde und Familie haben natürlich schon ein bisschen gezweifelt. Die fragten: „Warum nimmst du den Job nicht an? Da würde sich doch jeder die Finger danach lecken.“
Was hast du denn davor beruflich gemacht?
Eine Ausbildung zum KFZ-Mechatroniker und ein Studium zum Maschinenbauingenieur. Ich habe das alles brav fertig gemacht. Mit 23 hatte ich mein Studium abgeschlossen. Danach war ich als Qualitätsingenieur im Großkonzern tätig.
Ist es heute für dich unvorstellbar, in dem Job noch mal zu arbeiten?
Ja, sonst wäre ich schon zurückgegangen. Das ist einfach so: Wenn man mal ein Jahr so intensiv lebt, anstatt nur zwei, drei oder vier Wochen Jahresurlaub zu haben, dann will man das nicht mehr wissen. Jeden Tag bewusst zu genießen und jede Minute zu etwas Besonderem zu machen, wo gibt es das sonst? Wenn ich mir Reisefotos von den letzten Abenteuern anschaue, kann ich mich teilweise an jeden einzelnen Tag erinnern. Aber wenn ich an meine Zeit im Großraumbüro zurück denke, war fast jeder Tag gleich.
Das klingt nach einem enormen Kontrast.
Absolut. Es sind zwei ganz verschiedene Welten, die sich nicht miteinander vergleichen lassen.
Und jetzt seid ihr auf dem Weg Richtung …?
Aktuell befinden wir uns auf Radreise nach Kreta. Diesmal ist meine Freundin Anki und ihre kleine Hündin Lotti dabei. Das ist unser erstes gemeinsames Abenteuer zu viert.
Wie lange wird eure Radreise nach Kreta dauern?
Wir werden voraussichtlich zu Weihnachten 2021 da sein, wenn alles klappt.
Wahnsinn! Wie viele Kilometer legst du pro Jahr mit dem Fahrrad zurück?
So um die 5.000 Kilometer.
Das entspricht fast der jährlichen Fahrleistung eines Autos!
Ja, fast alles auf dem Fahrrad. Aber es erfordert Planung, vor allem bei größeren Distanzen wie zum Nordkap. Dort gibt es viele Fjorde und Höhenmeter, die die Strecke länger machen als gedacht. Mit dem Fahrrad muss man oft Umwege fahren, wo man mit dem Auto einfach die Abkürzung durch den Tunnel nehmen kann.
Und dein Hund Rocky ist immer dabei?
Genau, Rocky ist ein Schlittenhund, der es liebt, draußen aktiv zu sein. Er zieht unser Gespann – Fahrrad mit Anhänger – und hilft ordentlich mit.
Wie viele Kilometer schafft er am Tag?
Wir machen zusammen etwa 20 Kilometer pro Tag. Rocky zieht davon 5 bis 8 Kilometer, abhängig von Wetter und Gelände.
Was habt ihr alles dabei?
Eigentlich nur das Nötigste: ein bisschen Hundefutter, Wasser, Zelt, Kleidung und Werkzeug. Es ist alles auf Minimalismus ausgelegt, um Gewicht zu sparen.
Welche Reise war die spannendste, die ihr gemacht habt?
Eigentlich war jede Reise spannend und hatte ihre eigenen Herausforderungen. Jede hat mich auf die nächste vorbereitet. 2017 war der Start: ohne Geld, mit einem Supermarkt-Fahrrad, Pfandflaschen sammeln und Gitarre spielen, um weiterzukommen.
Klingt mutig!
Ja, und im zweiten Jahr dachte ich mir: Jetzt erfüllst du dir deinen Traum von einem Hund, den du immer haben wolltest. Ohne viel Training bin ich mit Rocky nach Großbritannien – wieder ohne Geld.
Und wie ging es weiter?
Im dritten Jahr sind wir dann zum Nordkap. Mit meinem Husky Rocky, der mich begleitet hat, war das eine ganz andere Herausforderung. Norwegen ist teuer, hat endlose Küsten und viele Fjorde. Trotzdem haben wir es geschafft – wieder ohne Geld.
Wahnsinn!
2020 war dann durch Corona geprägt. Das war noch mal eine ganz andere Herausforderung, weil Reisen plötzlich viel schwieriger wurde.
Du hast die Entscheidung von vor vier Jahren also nie bereut?
Keine Sekunde. Natürlich gab es harte Momente, vor allem, wenn ich pleite war – und das ist mir viermal passiert. Aber ich habe daraus gelernt und bin dadurch gewachsen.
Was waren die härtesten Zeiten?
Es gab Tage, an denen ich nicht wusste, wie es weitergeht. Aber letztlich hat sich immer eine Lösung gefunden. Diese Tiefpunkte haben mir gezeigt, wie wichtig Vertrauen und Kreativität sind, um voranzukommen.
Wie finanzierst du die Reisen heute?
Früher habe ich während der Reise kaum Geld gebraucht, aber die festen Kosten wie Krankenversicherung oder Buchveröffentlichungen waren die größeren Posten. Heute verdiene ich durch meine Bücher etwas dazu. Anfangs musste ich viel investieren, z. B. für Lektorat und Grafikdesign.
Und wie läuft das jetzt?
Mittlerweile mache ich ein kleines Plus, was mir auch erlaubt, gelegentlich auf einem Campingplatz zu übernachten oder das Fahrrad instand zu setzen.
Hast du überhaupt noch einen festen Wohnsitz?
Nicht wirklich, das Zelt ist quasi mein Zuhause. Meine Post wird an Freunde oder Familie geschickt, je nachdem, wo ich gerade bin.
Und wenn da mal ein wichtiger Brief kommt?
Meistens sind es nur Rechnungen. Die werden eingescannt und mir digital weitergeleitet, was wirklich praktisch ist.
Was können wir von dir lernen?
1. "Das Überwinden deiner Ängste ist die Eintrittskarte zum Leben deiner Träume."
2. Wie wenig man benötigt, um glücklich zu sein. Es ist erstaunlich, dass praktisch alle Dinge die essenziell sind auf ein Fahrrad passen.
3. Die Welt ist viel positiver, als wir oft denken. Ich habe viele tolle Erfahrungen gemacht und hilfsbereite Menschen getroffen. Auch wenn es Rückschläge gibt, wie ein Rahmenbruch beim Fahrrad, findet sich immer eine Lösung, entweder durch Improvisationstalent oder mit Unterstützung anderer.
Was braucht es also, um glücklich zu sein?
Wirklich nicht viel: etwas zu essen, ein bisschen Liebe und Begegnungen mit Menschen, um sich nicht einsam zu fühlen. Ganz wichtig ist frische Luft und Natur – dieses Gefühl, draußen zu sein und die Sonne zu spüren.
Und wie wichtig ist Selbstvertrauen?
Sehr wichtig, besonders bei einer Reise ohne viel Geld. Man muss darauf vertrauen, dass man für die jedes Problem eine Lösung finden kann – sei es selbst oder mit Hilfe von anderen. Dieses Selbstvertrauen entwickelt sich mit der Zeit. Bei meinen Reisen hat z. B. jede mehr Selbstvertrauen gebraucht, als die davor.
Welche Reisen stehen noch auf deiner Liste?
Das große Ziel ist eine Weltreise. Die Welt ist sehr groß, es gibt 192 Länder. Ich habe mal ausgerechnet, wenn ich jedes Jahr drei Länder bereise, bin ich mit 90 Jahren fertig. Ich bin jetzt 31, also noch einiges vor mir. Aber ich mag es auch, manchmal einfach in Deutschland zu sein. Ich finde es schön, nach einer Weile unterwegs zu sein und dann wieder nach Hause zu kommen.
Was war dein Eindruck von Deutschland und der Heimat?
Ja, ich habe die Heimat wieder anders zu schätzen gelernt. In den anderen Ländern waren die Leute auch alle total freundlich, zum Beispiel in Italien. Man fühlt sich überall wie zu Hause, aber irgendwann vermisst man auch die Freunde und die kulinarischen Köstlichkeiten – wie eine Brezel, Maultaschen oder ein gutes Bier.
Also, die Weltreise steht noch offen?
Ja, genau. Aber heutzutage kann man so etwas nicht wirklich planen. Man muss von Tag zu Tag schauen, wie lange das Fahrrad noch hält und welche Grenzen offen sind. Zum Beispiel wollte ich ursprünglich zum Schwarzen Meer radeln, aber wegen Corona und geschlossener Grenzen bin ich dann nach Italien gefahren. Man muss flexibel sein.
Und was ist dein Ansatz für Reisen und Tourenplanung?
Ich plane wenig und konzentriere mich auf das Nötigste. Man kann auch mit einem günstigen Fahrrad sehr weit kommen. Ich habe zum Beispiel ein 120-Euro-Fahrrad genutzt, mit dem ich 5000 Kilometer gefahren bin. Jetzt achte ich darauf, die Strecke gezielter zu planen und Höhenmeter zu vermeiden.
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